auf der Insel Öhe

Krieg und Frieden

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So abenteuerlich beschreibt der Schriftsteller Hans Fallada (1893-1947) die Bewohner der Insel Öhe in seinem Buch „Wir hatten mal ein Kind“. Es erschien 1934. Fallada hielt den Roman um den kauzigen Einzelgänger Johannes Gäntschow für sein „schönstes, reifstes und reichstes Buch“. 

Viel Eigenlob, doch tatsächlich sind die 600 Seiten noch heute eine spannende Lektüre – nicht nur für einen Urlaub auf Hiddensee oder Rügen. Für Teile der Handlung ließ sich Fallada von Adelaide und Laurette Schilling, den scheinbar verrücktesten Vorfahren Mathias Schillings, inspirieren.

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In Wahrheit waren die beiden Schwestern keine „wüsten Weiber mit wilden weißen Haarzotteln“. Aber sie waren die ersten Frauen, die die Öhe bewirtschafteten. Schon vor rund einhundert Jahren liefen sie – Skandal! – in Hosen über ihre Insel. 

Damit waren sie nicht nur ihrer Zeit voraus und Futter für Falladas Fantasie. Sie sorgten auch bei ihren Nachbarn auf der Insel Rügen und dem Festland für Aufsehen und manch hochgezogene Augenbraue. Idas und Laurettes Alltag als Herrinnen der Öhe war ein aufreibender Kampf zwischen Krieg und Frieden. 

Besonders Julius von Bohlen, der Besitzer des Nachbargutes Streu, machte ihnen häufig das Leben schwer. Seine Vorfahren waren bereits scharf auf die Insel gewesen, hatten damit allerdings bei denen von der Öhe auf Granit gebissen. Aber zwei Frauen? Julius nahm an, bei ihnen leichtes Spiel zu haben und die Öhe endlich für seine Familie unter die Fittiche zu bekommen. Doch unterschätze er die Verbundenheit beider Frauen mit ihrer Insel und ihren Kampfgeist. 

Selbst ein von ihm losgetretener und Jahrzehnte dauernder Rechtskrieg um die Anlegerechte der Schillings in Schaprode und die der Fischer vor der Öhe ließ Adeleide und Laurette nicht kapitulieren – im Gegenteil. Gerade Laurette trat mit Überzeugung und Inbrunst für ihre Insel ein, wie sie in ihrem Buch „Der Kampf ums Recht des Fräuleins von der Öhe“ dokumentierte. Dafür wanderte sie sogar mehrfach ins Gefängnis.Verbundenheit zur Öhe und Hartnäckigkeit soll die beiden Schwestern auch dazu gebracht haben, ungebetene Gäste mit der Flinte in die Flucht zu schlagen. So jedenfalls die Gerüchte – die sich bis heute halten, nicht zuletzt dank Falladas Roman. 

Dabei verhält es sich mit dieser Geschichte wiemit allen Legenden: Es rankt sich eine Menge Seemannsgarn um einen wahren Kern. Die Inspiration für den Mythos der schießwütigen Schwestern dürfte ein Vorfall sein, bei dem Laurette Schilling beschuldigt wurde, Warnschüsse auf die unrechtmäßig vor der Öhe ankernden Fischer abgefeuert zu haben. Anstelle einer Verurteilung für dieses Vergehen wurde am Endeaber lediglich ein Bußgeld wegen Jagens ohne Jagdschein gegen sie verhängt. Vor Gericht hatte sie nämlich angegeben, es keinesfalls auf ankernde Fischer, wohl aber auf kreischende Dolen abgesehen zu haben. 

Dennoch erzählt man sich noch immer, dass die Fräuleins von der Öhe ihr Eiland scharf schießend verteidigt hätten. In Wahrheit waren Ida und Laurette keineswegs wilde Flinten-Furien, sondern emanzipierte und kreative Vorreiterinnen in einer Männerwelt. Die beiden hinterließen nicht nur kofferweise Prozessakten, sondern sorgten auch dafür, dass die einst karge und baumlose Insel vor der Küste Rügens zu einem englischen Landschaftspark mitsamt stattlicher Allee wurde. Das war ihnen sogar ein solches Anliegen, dass sie testamentarisch verfügten, dass niemals ein Baum auf der Öhe gefällt werden dürfe. Schließlich sollten ihre Nachfahren auf der Insel in schöner Landschaft leben – und in Frieden.

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Die Insel in der Literatur – Eine Auswahl

„DER BUTT“, GÜNTER GRASS

Nobelpreisträger Günter Grass hat in seinem Roman „Der Butt” die kleine Insel und Mathias Schillings Großmutter literarisch verewigt. In vorab erschienen Auszügen schrieb er, Inselherrin Wera habe Schafskäse in Schaprode verkauft und sei mit einem „Büddelchen“ auf ihre Insel zurückgekehrt. Das hat diese nicht goutiert. Bei einem späteren Besuch mit seiner von der Insel Hiddensee stammenden zweiten Frau Ute hat sie diesen „Schmierfink“ kurzerhand mit einem Betretungsverbot belegt.

„WIR HATTEN MAL EIN KIND”, HANS FALLADA

Dieser Roman von 1934 ist der bis heute am wenigs-ten bekannte Roman Falladas, dessen bewegtes Leben mindestens so spannend war, wie seine Romane. Trotz seiner jüngsten Renaissance als Schriftsteller und dem damit verbundenen internationalen Durchbruch hat auch die Forschung dieses Werk wenig untersucht und das, obwohl Fallada bis zum Ende seines Lebens wiederholt davon sprach, dass es sich um sein ‚liebstes und schönstes‘ Buch handele. 

Gleich im ersten Kapitel taucht die Schaproder Oie auf und ihre wenig schmeichelhaft als alte Hühner beschriebenen Bewohnerinnen. Es waren dies aber zwei alte Fräulein, Elfriede und Frieda Nipperwiese, deren Geschichte wage an das Leben von Ida und Laurette Schilling erinnert.

„EIN WUNDERLICHES EILAND“, FEDOR SOMMER

Der heute eher unbekannte schlesische Schriftsteller (1864-1930) verbrachte die Sommerferien gerne auf der Insel Hiddensee, wo er sich in der Gartenlaube des Fischers Timme, bei dem die Gästezimmer gemietet wurden, der schöpferischen Arbeit an seinen Heimatromanen widmete. 

Sicherlich lernte er bei diesen Aufenthalten auch die Geschichte der Insel Öhe kennen, der er in seiner 1914 erschienenen Novelle „Ein wunderliches Eiland” sogar die Hauptrolle gab. Darin setzt ein junger Rechtsanwalt von Hiddensee auf die „verbotene” Insel Öhe über, um den wilden Gerüchten über das „gar wunderliche Eiland” vor Rügen auf den Grund zu gehen.

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